Wenn aus Teamkollegen Sportgeräte werden....

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04.07.11, 13:24:36

Annett

Am WE erzählte mir eine Bekannte, dass eine Agilitysportlerin ihre junge Sheltiehündin (knapp 2,5 Jahre und gerade in die A3 aufgestiegen) ihrer Mutter gibt und sie sich eine neue kauft, weil die es einfach nicht bringt und viel zu sensibel ist.
Mir ist die Kinnlade herunter gefallen.... :doof :doof

Ich habe die junge Hündin jetzt schon öfters laufen sehen und finde sie gar nicht so schlecht, zumal sie noch jung ist. Und zum Thema sensibel: Wenn mein Frauchen ständig Druck macht und ich bei jeder Kleinigkeit zusammen genießt werde, dann würde ich auch nicht gerade freudig laufen.
Auf einem Turnier stand sie mal vor dem Platz mit dem Hund und die zitterte total und Rute und Ohren waren unten - der Hund einfach nur ein Häufchen elend- und ich sprach sie darauf an. Antwort: Die ist so, weil ich sie gerade zusammen geniesst habe und sie merkt, dass ich sauer bin.... Auf die Frage, warum sie das tut, kam dann nur: Ich kann Schluderei im Parcour nicht leiden....
So langsam frage ich mich, als was wir unsere Hunde sehen????
Wenn ich selbst zu langsam bin und dem Hund nicht richtig zeige, was er machen soll, wie soll er das dann können. Die Hunde tun alles um uns zu gefallen und um es uns recht zu machen - und wir danken es dann so?
Ich finde diese Entwicklung erschreckend, zumal es leider kein Einzelfall ist.

Gott sei dank, gibt es noch ganz viele, die mit ihren Hunden Spaß haben und ich wünsche mir, dass es so bleibt und Hunde nicht als Sportgeräte für das eigene Ego gesehen werden....

Das waren jetzt mal ein paar Gedanken, die mir nach so einem Turnier immer durch den Kopf schiessen, wenn ich sowas höre...
04.07.11, 14:20:38

bricco

die entwicklung der letzten jahre im agility ist einfach erschreckend. dein beispiel ist leider kein einzelfall.

der sport hat sich in den letzten 10 jahren gewaltig verändert. ich bin bzw. war nun seit 1999 dabei (fou ist verletzungsbedingt seit einem guten monat in "agility-pension" und wir machen gerade unsere ersten schritte im obedience). nicht nur viele parcours, die teilweise enorm technisch geworden sind und kaum mehr "gesund" geführt werden können, sondern vor allem auch der ehrgeiz den manche leute an den tag legen ist erschreckend und einfach nur mehr unfair dem hund gegenüber. ehrgeizige menschen, die nicht immer zum wohle des hundes geführt haben gab es schon immer - aber in dieser häufigkeit...
noch immer werden hunde "kalt" an den start geführt, obwohl mittlerweile doch jeder wissen sollte, dass dadurch die verletzungsgefahr erheblich steigt. führfehler werden als solche von vielen nicht erkannt und dem hund die schuld in die schuhe geschoben... es wird gebrüllt, geruckt, der hund angeschnauzt, der hund im parcours alleine stehen gelassen, läufe werden abgebrochen - nur der hund weiss in den allermeisten fällen nicht warum.

bin ich froh, dass ich mir solche aktionen mit meinem hund nie hätte leisten können. jeder der fou kennt, weiss, dass fou enormen spass am agility gehabt hat und sie in sachen tempo nur von sehr wenigen zu schlagen war. trotzdem hätte sie - da bin ich mir sicher - den spass am agility sehr schnell verloren, hätte ich druck auf sie ausgeübt.

auch wenn es mir sehr leid tat, kein agility mehr mit fou machen zu können, so geht mir die "szene" im moment absolut nicht ab. agility war für uns immer spass, erholung vom alltagsstress,... aber das ist es für viele schon lange nicht mehr.

ich hoffe, dass der berger trotz züchterischen bemühungen nicht zum agility-erfolgsgarant wird und ihn das gleiche schicksal ereilt wie schon diverse andere rassen (klein genung sind bestimmte linien ja schon... )
04.07.11, 15:11:34

Annett

Ich kenne die Agiszene ja noch nicht ganz so lange, aber allein in den letzten 3 Jahren hat sie sich verändert.
Der Richter am WE meinte, dass er es schlimm findet, dass immer früher angefangen wird und was manche Sportler schon alles mit ihren jungen Hunden machen....
Da gibt es sicher viele unterschiedliche Meinungen zu....

Mit der "Kleinzüchtung" verschiedener Rassen ist es schon extrem geworden. Habe letztens Aussies im Mini laufen sehen....
04.07.11, 17:15:40

Wautzi

Wir haben hier eine Hündin, die von ihrem Vorbesitzer agitechnisch ausgebildet wurde.
Vor einigen Wochen erhielt Eugen einen Anruf von einer Bekannten, die meinte, wir hätten ja so viele Hunde, eine Freundin von ihr könnte mit ihrem Hund kein Agi mehr machen, weil der mit seinen 6 Jahr auf wäre ob wir denn nicht Hester abgeben wollten. Mir ist alles aus dem Gesicht gefallen. Egal, ob wir viele Hunde haben (viel ist immer relaitv) niemals würden wir einen unserer Hunde für die Art des Sports hergeben, wenn ein Hund mit 6 Jahren körperlich kaputt ist. Ich finde es toll, mit seinem Hund einer sinnvollen Beschäftigung nachzugehen, aber in erster Linie sollte er ein Familienhund und kein Sportgerät sein. Welpenkäufer, die als erstes hinterfragen, wie groß der Hund wird, wegen Agi, haben bei uns sehr schlechte Karten, wir können nicht hellsehen, und möchten sicher sein, dass der Zwerg auch dann noch geliebt wird, wenn er nicht fürs Agi geeignet ist.
05.07.11, 00:24:22

Gift

Leider..so ist unseren Gesellschaft ! Erfolg egal wie..
Ich treibe agi seit einige JAhre ! ICh verzichte auf Wettkampf da die Mentalität echt etzend ist!
Agi musste doch beide Spass machen?? ISt doch einen Spiel?
Sogar letzte hatte ich mich mit Bekannte im Schwarzwald getroffen! Da wird es nicht geprügelt..aber die Leiterin sagt mir..wieso gehst du zu dem üeben? DU wirdst nie im Hoch niveau laufen??
ICh will überhaupt nicht laufen..Hauptsache Spass denke ich! Aber Spass am tun oder Spass am Erfolg??
05.07.11, 11:51:13

Crime

Hi,

also ich hatte mit Luke auch Agility gemacht, und überlege wieder ob ich wieder Agility machen soll.

Mach ichs aus Ehrgeiz? Nein
Mach ichs um auf Wettbewerben teilzunehmen? Nein

Warum mach ichs dann? Ganz einfach als Herausforderung für mich und Luke, um ein Ziel zu haben, um Spaß zu haben. Weil ich denke, dass Agility für den Luke bedeutet, dass er sowohl kopflastig als auch körperlich ausgelastet ist und sich an den Hindernissen zum Teil auch beweisen muss.
Außerdem werd auch ich kopflastig und körperlich gefordert.

Finde es daher auch extrem schade, was ihr so erzählt :(

Wobei ich sagen muss, im Hundesportverein hab ich ab jetzt auch sowas wie ne sonderstellung.
Ansonsten versuchen die ebenfalls ihre leute so schnell als möglich an den start/zu den Tunieren zu bekommen.
Aber zumindest im Training laufen wir uns jedes mal warm bevor die übungen beginnen.
05.07.11, 12:41:11

Annett

@gift, zu mir sagen auch einige, dass der Knopf viel besser sein könnte, wenn ich besser wäre.
Mag sein, aber bin ich nun mal nicht und der Knopf findet das auch nicht schlimm und tauscht mich aus....
Sicherlich bellt er mich mal an, wenn ich ihm was nicht richtig zeige, aber sonst hat er glaube ich Spaß (sieht für mich zumindestens so aus)
06.07.11, 13:45:09

Labello

Das ist eine ganz traurige Entwicklung :-( Und nicht nur im Agility-Bereich sondern in vielen Hundesportarten. Zum Beispiel auch die Schäferhunde und Malinois im Schutzdienst, die funktionieren müssen um jeden Preis, sonst taugen sie nichts und werden aussortiert. Oder schlimmer noch, es wird sich ein zweiter (dritter, vierter, fünfter) Hund angeschafft, der erste läuft nebenher, darf sein Hobby nicht mehr ausüben und wird kaum noch beachtet...

War es nicht so, dass bei den beiden Zuchtvereinen für BdP einer zur Zielsetzung hat, kleinere Bergers gezielt für Agility zu züchten? Ich meine, irgendwann hätte man mir das über die Neugründung des zweiten Zuchtvereins erzählt... Damals hab ich für mich schon gedacht, dass das für mich nicht Rassezucht sein kann, wenn man sich als Ziel "möglichst kleine Hunde, damit sie in der kleineren Sportklasse laufen können" setzt. Ist der Berger nicht mehr als ein Agility-Sportler?!
06.07.11, 16:45:46

Crime

Mir fällt gerade ein, ich habs auch schon anders rum erlebt. Ein Mann hatte sich gezielt einen Border-Collie angeschafft um mit diesem an Schafen zu arbeiten.

Der hatte aber überhaupt keinen bock zu hüten und war total ungeeignet dafür. Also holte er sich einen zweiten BC um diesem Hobby nachzugehen, behielt aber den ersten um mit diesem in anderen Sportarten wofür der zweite nun total ungeeignet ist zu arbeiten. Aktuell war das zuletzt Obidience.

Das "witzige" ist, der erste wo für das hüten total ungeeignet war, geht nun hin und hütet den 2. Hund. Der 2. wiederum will ständig die anderen Hunde hüten so dass wenn das Herrchen es zulässt das ganze recht komische konstellationen abgibt. Vor allem wenn der gehütete hund mein Luke ist. Der will nun viel lieber jagen spielen. :D
08.07.11, 17:56:46

Pixel-Paws

das ist leider schon recht lange in diversen sportarten so und an teils orten/bei teils leuten gang und gäbe. echt traurig!

wenn dann bereits schon einige hund vorhanden sind, ist der abgabegrund auch recht schnell gefunden: "passt nicht ins rudel". ahja, is klar!

ich muss sagen, ich mach mit snoopy schon auch ehrgeizig agi. wir sind noch blutige anfänger und mitten im aufbau, aber ich sagte auch der trainerin von vornherein: ich mach agi nicht nur just for fun, sondern ich will auch starten und wenn ich, weil der hund so langsam ist, immer nur die hintersten plätze belege, beerdige ich das ganze auch wieder! ich mach kein "hausfrauenagility", sondern ich will einen sport ausüben, vorwärts kommen und das uns bestmögliche dabei erreichen! was das ist, sei mal dahin gestellt, den mir ist auch klar, dass ich mit snoopy gegen die turboborder abstinken kann, aber trotzdem möchte ich nicht dauernd denken: toll, das geld fürs meeting hättest dir auch spaaren können.

trotzdem würde ich niemals meinen hund dafür aufs spiel setzen! mit kim war mir von vornherein klar, es kommt kein agi in frage, weil sie viel zu sehr aufdreht und zu einem anderen hund wird. das muss ich nicht haben! ich will agi nicht um jeden preis machen. sollte ich merken, dass snoopy völlig neben sich steht, werde ich auch abbrechen. denke aber nicht, dass das der fall sein wird.

auch thema gesundheit steht weit oben! ich wollte als 2. hund super gerne ein hund, mit dem ich discdogging machen kann. kim findet das leider total blöd, darum mit ihr nicht machbar. snoopy, als völliger balljunky, schien sich super zu eignen! aber der ist jetzt so der krasse gegenteil, dass er sich schier umbringt, nur um nach einer (schlecht geworfenen) frisbee zu springen! somit hab ich den sport schweren herzens vorerst mal auf eis gelegt. trotz ehgeiz und riesen spass am sport geht mir der hund und dessen gesundheit doch eindeutig vor.

ich finde es schade, dass das nicht selbstverständlich ist!
08.07.11, 22:01:34

Annett

@Pixel Paws

Ich ´bin auch ehrgeizig und ich habe mir den Knopf geholt auch weil ich gerne Agi machen wollte. Und ich muß auch sagen, wir sind nicht ganz so schlecht. Bei den WM_Qualies im Jumping einmal den 8. und einmal den 9. (und gerade bei diesem Lauf gab es sehr viele, schnelle Nuller!)
Aber ich kann nur das von Knopf verlangen, was ich auch leisten kann. Und nicht, weil der HF langsam ist und der Hund sich anpaßt - dann die Schuld dem Hund geben und mir einen neuen holen. Auf die Idee bin ich noch nicht gekommen.
Am Samstag sind wir mit einem Super-Jumping 3er geworden mit 5,66m/sec. Der erste hatte 6,26m/sec. Ich weiß, dass wir das nicht schaffen, aber ich freue mich trotzdem über so tolle Läufe. Leider machen es einem die neuen Qualifikationsbedingungen zur BSP, DHV und VDH auch nicht ganz einfach. Am besten hast du überall 1. Plätze, dann bekommst Du die meisten Punkte. Entweder man nimmt Turniere, wo nur 3 Starter auf der Liste stehen oder man fährt jedes WE zum Turnier. Für mich mit einer 8 Monaten alten Tochter nicht ganz so einfach....

Für viele zählt einer zweiter und dritter Platz nicht mehr - und das ist doch traurig....

Hier mal der Jumping vom Samstag:
http://www.youtube.com/watch?v​=pwmikZIa1Rs
12.07.11, 17:46:46

Marie

@ Annett

"Wenn aus Teamkollegen Sportgeräte werden...." - besser kann man es nicht auf den Punkt bringen! Kann gut verstehen, dass Du diese Entwicklung furchtbar findest. Wer so eingestellt ist, sollte vielleicht besser einen Sport wählen, bei dem er die gesamte Leistung selbst erbringen muss. Zu zweit starten und dann die Verantwortung auf den Hund schieben ist jedenfalls ein Armutszeugnis! Wenn man aber weiß, dass es so etwas gibt (konnte ich mir bisher nicht vorstellen) muss man umso mehr anerkennen, das Ihr Spaß und Erfolg so toll unter einen Hut bringen könnt!

Mit Minjo war ich ja im Frühjahr zum Hüten und danach nicht sicher, ob es ihm gefallen hat, weil er eigentlich so cool war (Bälle oder Wasser rufen auf jeden Fall mehr Begeisterung hervor). Wir haben das Hüten dann erstmal zurückgestellt und ich habe mir einen BdP-Hütetest angesehen, um einschätzen zu können, wie sich andere Hunde verhalten. Im Vergleich war er dann eigentlich doch ganz emsig dabei und so werden wir - wenn die heißen Sommertage vorbei sind - mit dem Hüten weitermachen. Wäre es anders gewesen, hätte es keine Fortsetzung gegeben. Das eigene Vergnügen auf Kosten des Hundes durchzusetzen, finde ich unter aller Kanone!

Wie gut Ihr beides verbindet, habe ich erst richtig verstanden, nachdem Du mal geschildert hast, wie es bei anderen sein kann. Schön, dass diese Wegwerf-Mentalität nicht die Regel ist!

LG
Marie

27.09.11, 13:19:06

DitCaillou

Schade, dass ich dieses Thema erst so spät gefunden habe!
Ich bin da völlig eurer Meinung, habe die gleichen Erfahrungen gemacht und bin tottraurig, wenn ich zusehen muss, dass ein Hund wieder mal alles für sein Frauchen/Herrchen gegeben hat und dann kommt ein blöder Spruch, wie "...warst du heut wieder langsam!", hab ich alles auch schon erlebt!
Ich hatte nämlich eine solche Vereinskollegin, die einen recht jungen Hund führte, der sich das Fell zerissen hat um ihr zu gefallen und wenn Publikum außenrum stand, dann hat sie ihm immer verbal die rote Karte gezeigt, nur damit jeder merkte, dass Sie sich persönlich mit dieser Leistung nicht zufrieden gibt!
Dass die Leute über sie getuschelt haben, der Hund jedesmal geknickt war und das ganze auch auf uns als Verein negativ zurückgefallen ist, hat sie nicht bemerkt, bis ich es ihr eines Tages in aller Deutlichkeit gesagt habe und auch darauf bestanden habe, dass sie solch ein Verhalten unterlassen sollte, weil wir es so nicht weiter dulden, im Blick auf den armen Hund!
Das Ende vom Lied war, dass sie den Verein verlassen hat, der Hund jetzt für einen anderen Verein "beschimpft" wird und immernoch das gleiche Spiel stattfindet, nur in einem anderen Theater...
Solche Menschen stützen, egal in welcher sportlichen Sparte, oder in welcher Verbandszugehörigkeit, ihr ganzes (nichtvorhandenes) Ego auf den Erfolg mit dem Hund, auf den Pokal den sie eventuell in Händen halten und machen dann den Hund dafür verantwortlich, wenn das nicht geklappt hat!!! Aber wehe sie waren erfolgreich, dann sind sie (nicht der Hund) die Größten! Sowas hasse ich wie Pest und Cholera!
Dundee durfte alles ausprobieren, er ist wie er ist und wenn er mit meiner Tochter ein Team wird, freut's mich für die Beiden, wenn nicht, dann machen wir was anderes. Aber einen Hund dafür zu bestrafen, weil er unsere Erwartungen auf Glanz und Glorie nicht erfüllt, ist sehr niedrig und gemein!
Ich kann dann auch nicht meine Klappe halten, ich muss das dann sagen - freundlich, aber deutlich! Aber gerade solche Menschen vertragen keine Kritik!!!
27.09.11, 13:41:10

Wautzi

Zitat:
Ich kann dann auch nicht meine Klappe halten, ich muss das dann sagen - freundlich, aber deutlich! Aber gerade solche Menschen vertragen keine Kritik!!!
Tja mit dieser Einstellung wird man schnell einsam.
Und unbeliebt - ich weiß wovon ich rede...
27.09.11, 21:26:18

DitCaillou

Unbeliebt ja, aber nur bei den Menschen, die sowieso diesbezüglich nicht meiner Meinung sind und es gibt auch in der Agiszene noch genug Leute die das so sehen wie wir hier! Alle anderen, tut mir leid, mit denen kann ich eh nichts anfangen, die brauch ich nicht!
Wenn es nur solche Leute gäbe im Agility, dann würde ich diesen Sport garnicht machen, und schon garnicht als Trainer!
 
 
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